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Sind Wärmepumpen wirklich Stromfresser?

18.07.2023

Momentan wird ja viel über die Investitionskosten der Wärmepumpen diskutiert. Ein Tausch einer Heizung mit fossilen Brennstoffen zu einer Wärmepumpe wird schon seit Jahren gefördert. Nun ist auch endlich bekannt, wie die Heizungsförderung ab 2024 aussehen soll (siehe Artikel Was ist bei der Heizungsförderung ab 2024 geplant?).

Doch wie sieht es mit den Unterhaltskosten aus? Sind Wärmepumpen wirklich solche Stromfresser, wie einige "Experten" behaupten? Und rasen mir dann beim Betrieb einer Wärmepumpe die Kosten davon?

Ja, es ist korrekt, dass eine Wärmepumpe zu der Energie, die sie umsonst aus der Natur gewinnt, eine Antriebsenergie benötigt: Strom. Doch warum entscheiden sich unsere Kunden für eine Wärmepumpe?

Für viele eine überraschende Antwort: Auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Dies liegt am Prinzip der Wärmepumpe. Sie schafft es, einen hohen Anteil des benötigten Heizbedarfs aus der Quelle (Luft, Wasser, Erdreich) zu gewinnen. Das bedeutet: Das Verhältnis von Wärmeenergie zu Kosten ist durchschnittlich bei 3, 4 oder sogar 5 zu 1. Somit erhalten Wärmepumpen-Besitzer 2, 3 bzw. 4 kW Heizleistung umsonst und müssen nur 1 kW Strom zukaufen. Dies ist die berüchtigte Jahresarbeitszahl.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in diesem Zusammenhang betrachtet werden muss: Wie viel Energie ein Haus benötigt, um ein angenehmes Wohnklima zu haben, ist von Haus zu Haus unterschiedlich. Man spricht hier vom Primärenergiebedarf. Wie hoch oder niedrig diese Zahl ist, hängt von mehreren Faktoren ab:

1. Die Bausubstanz (Dämmung, Fenster, Isolierung): Ist ein Haus nach neuestem Baustandart gebaut, dann benötigt es natürlich weniger Energie als ein älteres Haus, welches nicht so gut isoliert ist und evtl. noch Fenster aus den 50er Jahren hat. Unabhängig vom Heizsystem hat das ältere Haus immer höhere Betriebskosten als das neuere Haus.

2. Letztes Jahr haben wir alle miterlebt, was unser persönliches Heizverhalten beeinflussen kann, als es um die Einsparung des Gasverbrauches ging. Vermieter können es bestätigen. Die gleiche Wohnung wird an zwei unterschiedliche Personen vermietet. Die Nebenkosten variieren teilweise zwischen 10 bis 25 % Heizkosten unabhängig vom System. Sie werden extrem vom individuellem Wärmeempfinden und somit vom Heizverhalten der Bewohner beeinflusst: Kipplüftung, ein Wohnzimmertemperatur von 25 Grad, tägliches Baden, etc.

3. Die Kosten für Energie. Wie hoch ist der Preis für ein Liter Heizöl, wie teuer ist eine KWh Strom oder was macht der Gaspreis? Im Gegensatz zu Öl und Gas ist der Strom derzeit pro kwh sehr teuer. Das liegt aber nicht daran, dass Atomkraftwerke still gelegt wurden und kein Strom da wäre. Hier hilft ein Blick auf die Zusammensetzung des Strompreises in Deutschland. Der BWP (Bundesverband Wärmepumpen e.V.) hat dazu 2021 eine Studie veröffentlicht, wie der Anteil an Steuern und Umlagen zum Gesamtpreis bei Gas, Heizöl und Strom ist.

Die Grafik zeigt, dass der durchschnittliche Preis pro kwh 2021 bei 24 Cent lag. Der Anteil an Umlagen und Steuern belief sich auf circa 17,5 Cent. Verglichen mit anderen Energieträgern wie Öl und Erdgas, die jeweils weniger als 4 Cent an Zusatzkosten hatten, ist dies natürlich eine Benachteiligung.

Seit 05.04.2023 hat die Bundesregierung eine Strompreisbremse für Wärmepumpen beschlossen. Diese liegt nun bei 28 Cent/kwh. Für Hausstrom gilt weiterhin die 40 Cent.

Nun ein praktisches Rechenbeispiel: Ein Mehrfamilienhaus wird mit einer Ölheizung betrieben und benötigt aktuell 2.000 Liter Öl im Jahr. Dies entspricht einer Wärmemenge von 20.000 kWh.

Wird das Haus mit einer Grundwasser-Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl von 4 umgerüstet, dann bedeutet dies: Von 20.000 kWh Wärmemenge schafft es die Wärmepumpe 75 Prozent umsonst aus dem Grundwasser zu gewinnen und 5.000 kWh muss der Besitzer an Strom dazu kaufen.
Bei einem aktuellen Ölpreis von 0,92 EUR pro Liter sind dies jährliche Kosten von 1.840 EUR
Bei einem Wärmepumpen-Strompreis von maximal 0,28 EUR sind dies jährliche Heizkosten von 1.400 EUR.
Der Kunde spart sich momentan 440 EUR jährlich.

Wie viel Strom eine Wärmepumpe benötigt, hängt also vom Wärmemengenbedarf eines jeden einzelnen Hauses ab und dann von der Arbeitszahl des Wärmepumpensystems. Dass Wärmepumpen Stromfresser sind, stimmt daher nicht, da sie nicht 100 % des Wärmebedarfs an Strom im Netz abrufen, sondern nur zwischen 15-40 % und somit nur einen kleinen Teil.

Nebenbei noch interessant zu wissen: Die Wärmepumpen verbrauchen in der Regel mindestens zwei Drittel weniger Strom als die im letzten Jahr im Baumarkt sehr begehrten Elektroheizungen. Von einer verschwenderischen Technologie kann also keine Rede sein, das Gegenteil ist der Fall.

Fazit: Umso effizienter das Wärmepumpensystem arbeitet, um so niedriger sind die Betriebskosten. Ein Grund auf einen Fachbetrieb zu setzen.

Fakt ist auch, dass die Bundesregierung die Wärmewende über die Höhe der Umlagen, Entgelte und Steuern auf den Strompreis bzw. auf den Öl- und Gaspreis entscheidend steuern könnte.